Samstag, 20. Februar 2010

Ein Krankenhaus ist keine Fabrik - Push - CeBIT

Immer wieder wird über einzelne Themen des Gesundheitswesens diskutiert. Selten wird dabei jedoch das gesamte Bild betrachtet. Gelegentlich tauchen in den Diskussionen, neben der üblichen Kostendebatte, auch Vorschläge für mehr oder neue Informationstechnik im Gesundheitswesen auf. Inzwischen gibt es sogar einen Begriff dafür: eHealth, das elektronische Gesundheitswesen. eHealth beschreibt die Digitalisierung der Prozesse, vor allem die elektronische Datenübertragung ohne Medienbrüche im Gesundheitswesen. "Es geht hier um den sicheren und strukturierten Austausch von Informationen zwischen Patienten, Ärzten, Apotheken und Krankenkassen", erläutert Wolfgang Dorst, Vorstandsvorsitzender des BITKOM-Arbeitskreises eHealth.

"Das Gesundheitswesen steht vor einem enormen Investitionsstau", erklärt Dorst. "Rund 50 Milliarden Euro müssten investiert werden. Jährlich kommen fünf Milliarden Euro hinzu. Dieses Geld könnte für neue Geräte, aber auch für Personal und IT-Infrastruktur verwendet werden." Benötigt wird dafür Geld, das im Moment nicht vorhanden ist. Hintergründe für die steigenden Behandlungskosten sind die immer besser (aber auch teurer) werdende medizinische Versorgung und der demografische Wandel. Dorst ergänzt: "Andere Branchen haben gezeigt, wie man erfolgreich rationalisieren kann. Aber man darf ein Krankenhaus auch nicht wie einen Industriebetrieb betrachten, denn es geht immer um Menschen." Derzeit ist die IT im Gesundheitswesen vor allem durch Insellösungen charakterisiert, in denen regional die Überwindung von Sektorengrenzen versucht wird. Beispiele sind der elektronische Arztbrief, das heißt, der Informationsaustausch zwischen niedergelassenen Ärzten, die elektronische Patientenakte, die während eines Krankenhausaufenthalts angelegt wird, oder die elektronische Gesundheitskarte, mit der ein Mensch sein Leben lang medizinisch begleitet werden könnte. Dorst: "Mit solchen eHealth-Lösungen sollen nicht nur bestehende Prozesse verbessert, sondern auch neue Abläufe und Geschäftsmodelle etabliert werden."

eHealth - ein Teil der Problemlösung im Gesundheitswesen
Die gesellschaftliche Diskussion darüber, wie modern und eben auch wie teuer Medizin im 21. Jahrhundert sein darf, muss von der Politik angestoßen werden. Dorst ergänzt: "Die Frage nach dem Verhältnis zwischen der Qualität und den Kosten in der Gesundheitsversorgung darf nicht mit der Frage nach dem solidarischen Prinzip vermischt werden."

Wolfgang Dorst erläutert: "eHealth kann also nicht der Heilsbringer für das Gesundheitswesen sein. Aber eHealth kann ganz entscheidend mitwirken, die medizinische Versorgung zu verbessern, den bürokratischen Aufwand bei Ärzten und Kassen abzubauen und die Qualitätssicherung im Gesundheitswesen zu gewährleisten. eHealth-Technologien können auf zwei Ebenen ihren Beitrag leisten. Als Instrument zur Optimierung von bestehenden Abläufen, zur Unterstützung von Entscheidungen und zur Erhöhung von Transparenz und Nachvollziehbarkeit. Aber vielleicht noch wichtiger ist der Beitrag von Informationstechnologie als Grundlage von Innovationen im Gesundheitswesen - seien es Prozessinnovationen wie beispielsweise im Rahmen der Telemedizin, oder die Entwicklung von immer intelligenteren Medizinprodukten zur Verbesserung von Diagnose und Therapie. Im Zentrum steht dabei stets das Wohl des Patienten, der nicht zuletzt davon profitiert, dass sein Arzt - entlastet von bürokratischen Anforderungen - mehr Zeit für ihn hat."

Wo setzen eHealth-Lösungen an?
Ein Kernbereich von eHealth ist die Etablierung einer Infrastruktur, die die Geschäfts- bzw. Behandlungsabläufe im Gesundheitswesen unterstützt. Bei ihrer Entwicklung müssen verschiedene Faktoren berücksichtigt werden. Industrielle Vernetzungslösungen können nicht ohne Weiteres vom Gesundheitswesen übernommen werden, weil hier zum Beispiel besonders strenge Datenschutzrichtlinien zu beachten sind. eHealth-Dienste wie die Patientenakte, Datenbanken für die Arzneimitteltherapiesicherheit oder die Kommunikationselemente wie Arztbrief oder Krankenhauseinweisung müssen zunächst entwickelt und in der Praxis erprobt werden. Für den BITKOM-Arbeitskreisvorstand Wolfgang Dorst ist klar: "Jeder Patient möchte schnell und bestmöglich behandelt werden. Die IT kann dabei nur helfen - dies aber in allen Bereichen."

Posted via web from Blog "Gesundheitswirtschaft"

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